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Mittwoch, 7. Dezember 2011

Musik studieren?


Musikstudium? Warum nicht. Den Tag mit musizieren, das Hobby zum Beruf machen, was kann es schöneres geben? Und doch entscheiden sich viele Musiker gegen ein solches Studium, studieren sogar etwas anderes. Rolf Zuckowski ist so jemand. Der bekannte Komponist von Kinderliedern ist Diplom-Betriebswirt. Oder Jazz-Gitarrist Larry Coryell, einer der wichtigsten Gitarristen seiner Zeit, studierte Journalismus. Noch ein Beispiel? Tom Morello, der Sound-Magier und Gitarrist von Rage Against The Machine, studierte Politikwissenschaften. Die Gründe sind nicht bekannt, doch mögen sie vielfältig sein.

Zunächst gibt es an den Hochschulen eine Aufnahmeprüfung. In Deutschland geht diese soweit, dass man neben einem Zweitinstrument die komplette Harmonielehre nach Hermann Grabner (übrigens ein promovierter Jurist!) beherrschen muss. Hinzu kommen das obligatorische Hördiktat, das Singen von Tonleitern und Intervallen sowie das Vortragen diverser Instrumentalliteratur. Wer das Fach „Komposition“ an der Universität der Künste in Berlin studieren möchte, muss der Prüfungskommission gar eigene Kompositionen vorlegen, bevor das Erlernen des Komponierens erst begonnen werden kann. Örtliche Musikschulen bieten nicht grundlos Kurse für angehende Studenten an Musikhochschulen. Nicht selten dauern solche Kurse bis zu zwei Jahren. Der legendäre Jazz-Gitarrist Tal Farlow war nach einem Jahr Gitarre spielen bereits Profimusiker. Begonnen hatte er mit 21 Jahren.

Dass ein Hochschulstudium nicht erforderlich ist, um dennoch als ernsthafter Musiker zu gelten, zeigen weitere prominente Beispiele: Zum die deutsche Jazzikone Michael Sagmeister. Der vielleicht wichtigste deutsche Jazz-Gitarrist erhielt sogar einen Lehrauftrag am renommierten Music College in Berklee (USA), als Autodidakt wohlgemerkt. Warum? Weil er über eine hervorragende Technik verfügt, die es ihm ermöglicht, selbst John Coltrane’s Fingerbrecher „Giant Steps“ auf der Gitarre zu spielen. Weil er über ein unglaubliches musiktheoretisches Wissen verfügt, das er sich ohne Studium beigebracht hat. Ein weiteres Beispiel, das zeigt, dass man sich ohne Studium, ja selbst ohne Unterricht, musiktheoretisches Wissen und instrumentale Fähigkeiten aneignen kann, ist der deutsche Jazz-Schlagzeuger Michael Griener. Nicht nur, dass er mit Jazz-Größen wie Tal Farlow und Herb Ellis zusammengearbeitet hat, wurde er auch Professor für Jazz-Schlagzeug an der Musikhochschule Dresden.

Weshalb noch Musik studieren? Eine berechtigte Frage, wenn man überlegt, was einem während des Studiums nicht vermittelt werden kann. Doch zunächst das Positive. Für den Studenten bedeutet ein solches Studium vor allem eines: Die Beschäftigung mit dem eigenen Instrument und zwar täglich mehrere Stunden. Ohne schlechtes Gewissen, andere Dinge vernachlässigt werden, wie zum Beispiel Hausaufgaben als Schüler oder Auszubildender bzw. die Klausurvorbereitung als BWL-Student. Noch ein Vorteil: Das Zusammenspiel mit Gleichgesinnten sowie der damit einhergehende Austausch unter Musikern. Nicht zuletzt verfügen die Hochschulen über einen großen Fundus an Musikliteratur.

Was die Hochschule allerdings nicht vermitteln kann: Das Gefühl für Musik. Das ganze Wissen über Akkorde und Tonleitern, Formen und Intervalle, die Spieltechnik, all das macht noch keinen Musiker. In der E-Musik (Klassik) mag eine Ausnahme vorliegen. Hier kommt es in erster Linie auf die Interpretation an. Diese setzt bei den meisten vorgetragenen Kompositionen eine perfekte Technik voraus. In der U-Musik jedoch spielen andere Faktoren eine größere Rolle. Ton, Phrasierung, Gefühl, sogar der richtige Geschmack. Das kann von keinem Lehrer der Welt vermittelt werden, denn diese Dinge sind Ausdruck der Persönlichkeit sowie der inneren Einstellung. Doch genau diese Merkmale entscheiden darüber, ob ein Musiker individuell und damit herausragend ist oder zur breiten Masse gehört. Nicht zuletzt entscheidend ist das Talent. Dieses muss zwar erst entdeckt und dann vor allem gefördert werden, doch die Fähigkeit ist gewissermaßen schon vorhanden. Ebenso fließen anatomische Merkmale mit ein. So ist es nicht jedem Instrumentalisten vorbehalten, rasend schnelle 32tel-Noten zu spielen, so wie eben nicht jeder Fußballer wie David Beckham flanken kann, weil dieses Gespür dafür nur ihm gegeben ist.

Ein Hochschulstudium hat dennoch einen Vorteil: Zum einen darf man sich nach erfolgreichem Studium Diplom-Musiker nennen. Zum anderen wird der Eintritt in die Gilde der Lehrenden erleichtert. Denn gerade in Deutschland zählt nur der Abschluss. Toningenieure müssen Physik oder Nachrichtentechnik studiert haben. Undenkbar, dass auch ein Volkswirt ein Fachbuch zum Thema Studiotechnik verfassen kann oder ein Chemiker ein Buch über Harmonielehre. Auch ein Michael Sagmeister erfüllt zumindest nicht die formellen Voraussetzungen als Hochschullehrer.

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