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Dienstag, 31. Januar 2012

Carlos Santana wird 65 - Ein Portrait

Vor gut 43 Jahren fand das legendäre Woodstock-Festival statt, an drei Tagen auf einer Farm in Bethel, im US-Bundesstaat New York. Ebenso legendär ist bis heute die Liste derer, die dort zum ersten Mal einem breiten Publikum bekannt wurden. Neben heute noch aktiven Musikern oder Bands wie Blood, Sweat & Tears, Joe Cocker oder Johnny Winter waren Legenden dabei, die heute leider nicht mehr unter uns weilen: Janis Joplin, Jimi Hendrix sowie nicht mehr existierende Bands wie Grateful Dead oder Creedence Clearwater Revival. Ein Musiker, ein Gitarrist, der ganze Generationen nach ihm beeinflusst hat, war mit seiner Band ebenfalls vertreten. Eine Gruppe, die 1969 ihr erstes Album aufgenommen hat. Die Rede ist von Santana, mit ihrem Namensgeber und Bandleader Carlos Santana. Viele kennen Santana durch Hits wie Black Magic Woman oder Samba Pa Ti, doch nur wenige wissen etwas über Menschen, den Gitarristen und Musiker Carlos Santana.

Carlos Augusto Alves Santana wurde am 20. Juli 1947 in Autlán de Navarro, Jalisco, einem Bundesstaat im Westen Mexikos, geboren. Der junge Carlos erhielt bereits früh Geigenunterricht, doch wechselte er schnell das Instrument, nachdem er im Radio Bluesmusiker wie B.B. King und John Lee Hooker mit ihrem elektrifizierten Spiel gehört hatte. Noch heute betont Santana, dass für ihn nur die elektrisch verstärkte Gitarre die Intensität bieten kann, die für sein Spiel notwendig ist. Anders als die Geige, die er vielleicht zu Unrecht als „totes Stück Holz“ bezeichnet, singt die elektrisch verstärkte Gitarre wie kein anderes Instrument. Mit ihr hat er seine Stimme gefunden, eine Stimme, die nicht aus dem Instrument, aus dem Verstärker oder diversen Effektpedalen kommt, sondern aus seiner Seele spricht. „Meine Hände sind dabei nur das Werkzeug, die meine Stimme erklingen lassen“, sagte er einmal. Dennoch setzt Santana in den letzten Jahren auch akustische Gitarren ein in seinen Songs. Und doch betont er immer wieder, dass der Sound auch aus den Fingern kommt. Daher sei es völlig unwichtig, welches Instrument er spielt oder welche Verstärkereinstellungen er verwendet. Man würde, man könne sowieso nicht wie er klingen. Aus diesen Worten spricht zugleich die Spiritualität von Santana, seine Lebensphilosophie, seine Einstellung zur Musik, die direkt aus dem Herzen kommt. Nicht nur ein Wanderer zwischen den Religionen, auch zwischen den Kulturen und der Musik. So ist es typisch für Carlos Santana, dass er sich musikalisch auf keine Nische festlegt. Schon das 1969er Debutalbum, schlicht Santana betitelt, kombiniert frech Rock, Blues, Jazz und Salsa. Er verehrt gleichermaßen Buddy Guy, Jimi Hendrix, den Kubaner Tito Puente und Jazz-Legende Miles Davis.

Der große Durchbruch gelingt der Band mit dem zweiten Album. Abraxas schlägt ein wie eine Bombe und enthält mit Fleetwood Mac‘s Black Magic Woman (im Original von seinem Vorbild Peter Green geschrieben) sowie dem Gitarrenklassiker Samba Pa Ti wahre Meilensteine der Rockgeschichte. Das Album, die Band und nicht zuletzt der Gitarrist Carlos Santana sind in aller Munde, werden mit Lob überhäuft und sodann, quasi über Nacht, zu Superstars. Mit dem dritten Album, das einfach nur die Bezeichnung III trägt, zeigt die Band noch einmal ihren bekannten Mix aus Jazz, Blues und Salsa (u.a. mit Coverversionen von Tito Puente und Jazz-Saxofonist Gene Ammons). Mit dabei war zudem erstmals der junge Neil Schon an der Gitarre, später mit Journey sehr erfolgreich.

Das Jahr 1972 brachte bei Santana die Wende. Das Album Caravanserai markierte, trotz präsenter Salsa-, Blues- und Jazz-Elemente, einen Richtungswechsel zu sphärischer, meditativer Musik. Der Jazz sollte den jungen Carlos für die nächsten Jahre nicht loslassen. Bereits das 73er-Album Welcome dokumentiert noch konsequenter die Jazz-Rock-Ära von Santana. Schon ein Jahr zuvor hatte Carlos Santana einen Jazz-Rock-Meilenstein mit dem Engländer John McLaughlin, zuvor Gitarrist bei Miles Davis und Tony Williams Lifetime, aufgenommen. Santana war zu dieser Zeit ein glühender Verehrer McLaughlins, den er als den größten Jazzgitarristen neben George Benson bezeichnet. Love Devotion Surrender, so der Titel, war wesentlich geprägt von Religiosität und Jazzmusik. McLaughlin, zu dieser Zeit ein Jünger des mittlerweile verstorbenen indischen Gurus Sri Chinmoy, der auch auf dem Album-Cover zu sehen ist, trug den Beinamen „Mahavishnu“. Auch Carlos Santana wurde durch den Kontakt mit McLaughlin ein Jünger des in den USA umstrittenen Chinmoys und erhielt den Beinamen „Devadip“, das „Lamm, Licht und Auge Gottes“, der fortan das Artwork seiner Alben zieren sollte. Und so verwundert es wenig, dass noch ein anderer Name Pate für das Album stand: John Coltrane, zu seiner Zeit selbst vom Hinduismus fasziniert und von tiefer Spiritualität geprägt, beeindruckte die beiden so nachhaltig, dass sie das Album auf der Musik des großen Jazz-Saxofonisten aufbauten.
Doch zurück zu Welcome: Nicht nur äußerlich hatte sich Carlos Santana gewandelt, er trug jetzt kurze Haare, auch seine Musiker bestanden nun aus etablierten Jazz- und Bossa-Nova-Künstlern, neben John McLaughlin waren auf dem Album Coltranes zweite Frau Alice vertreten, die auch einen Song beisteuerte (und mit der Santana 1974 das Album Illuminations aufnahm), sowie die brasilianische Sängerin Flora Plurim. Das Doppel-Live-Album Lotus dokumentiert das Schaffen der Santana-Band eindrucksvoll und gehört zu Recht zu den wichtigsten Fusion-Alben der 70er-Jahre. Das Jazz-Funk-Album Borboletta sollte den Abschluss seiner Fusion-Ära bedeuten. In den Jahren von 1976 bis 1990 kehrte Carlos Santana zurück zu seinen Latin-Wurzeln, versuchte besonders in den 80ern kommerziellen Erfolg mit Pop-Rock-orientierter Musik zu verbuchen, konnte allerdings nur mit dem 1977er-Doppel-Album Moonflower (Live/Studio) und dem Cover-Hit She's Not There von The Zombies einen weiteren Klassiker aufnehmen, sodass er sich 1992 mit dem Album Milagro abermals dem Jazz zuwandte und mittels digitaler Aufnahmetechnik Fragmente der Musik von John Coltrane und Miles Davis in seine Stücke einbinden konnte. Zuvor hatte er bereits, kommerziell wenig erfolgreich, dafür mit künstlerischem Anspruch, mit den Miles Davis-Musikern Herbie Hancock, Ron Carter, Tony Williams und Wayne Shorter das jazzbetonte Album The Swing Of Delight eingespielt.

Lange war es ruhig um den Mann, der sich, wie auch John McLaughlin, von Sri Chimnoy löste und einer christlichen Gemeinde beitrat. Er selbst hat sich in Interviews gern als wiedergeborener Christ bezeichnet. Er betrat zwar mit wechselnder Besetzung nach wie vor die Bühnen dieser Welt, doch dem jüngeren Publikum war Santana nur durch seinen Schmuse-Klassiker Samba Pa Ti ein Begriff. Das sollte sich 1999 schlagartig ändern, als auch er versuchte, wie viele ältere Künstler, seine Musik ins nächste Jahrtausend zu hieven. Mit dem allein in den USA 15-fach ausgezeichneten Platin-Album Supernatural gelang dem damals 52-jährigen Santana der größte Erfolg seiner langen Karriere. Unterstützt durch junge und erfolgreiche Künstler wie Lauryn Hill, Dave Matthews, Rob Thomas oder dem rastlosen Wyclef Jean schuf der sympathische Mexikaner ein Album, dessen Konzept als neu und innovativ galt. Nicht er, der Altmeister, schrieb die Songs allein, sondern die „Jungen Wilden“. Einzig seine unverwechselbare Gitarrenarbeit versüßte die Songs. Doch gerade die Kooperation mit Everlast oder Rob Thomas bei dem Hit Smooth funktionierte ausgesprochen gut. Songs wie Maria Maria, Corazón Espinado, eine Guajira, also ein spanischer Tanz von dem Carlos sagt, er mache die Frauen verrückt, Put Your Lights On oder eben Smooth sind dermaßen stark, dass das Album zum Selbstläufer werden musste. Doch wie viele andere Künstler, musste auch ein gestandener Musiker wie Carlos Santana dem Dämon gegenübertreten.
Ein weiteres Album, mindestens ebenso erfolgreich, musste her. Shaman, so der Nachfolger von 2002, konnte gegenüber seinem Vorgänger nur verblassen. Trotz des gleichen Konzepts, trotz hochkarätiger Stars wie Michelle Branch, Chad Kroeger von Nickelback, P.O.D. oder Seal, trotz Doppel-Platin und über 5 Millionen verkauften Tonträgern weltweit: Gegen Supernatural, mit mehr als 25 Millionen verkauften Tonträgern weltweit, war Shaman ein bescheidener Erfolg, nur gleichauf mit Santana und Santana III und noch hinter Abraxas (fünffach Platin). Denn was 1999 noch innovativ war, galt schon gut drei Jahre später als Wiederholungstat, wenn auch die Songs, allen voran das wunderschöne Hoy Es Adios, solide sind. Carlos Santana musste sich gar den Vorwurf des Selbstplagiats gefallen lassen. Die Idee, junge, bekannte und erfolgreiche Künstler zu engagieren, sollte sich als Fluch und Segen zugleich erweisen, denn seit Supernatural sinken nicht nur die Verkaufszahlen neuer Alben, das 2005-Werk All That I Am erreichte immerhin Gold-Status, sondern die Ideen, sein kreatives Gitarrenspiel, die Qualität der Songs fallen ab. Vielleicht nahm er 2010 deshalb ein Album auf, bestehend nur aus Coverversionen bekannter Rock-Klassiker. Das Album schaffte es bis jetzt nicht zu Gold.

Bleibt dem knapp 65-jährigen Carlos Augusto Alves Santana zu wünschen, dass er auch zukünftig ein Superstar bleibt. Denn eine Legende, das ist er schon. Oder einfach: Supernatural.

SOPA: Sperre statt Service

Was tun, wenn man mit Service und Angebot nicht überzeugen kann? Genau: Restriktionen müssen her. Das dachten sich wohl die Plattenfirmen in den USA, als diese den umstrittenen Gesetzesentwurf "Stop Online Piracy Act" befürworteten. Dieser sieht vor, dass Rechtehinhaber künftig gerichtliche Verfügungen gegen Betreiber von Internetseiten erwirken können, wenn diese gegen das US-Urheberrecht verstoßen. Das scheint effektiv, doch geht das Problem Online-Piraterie wieder falsch an. Wirksam bekämpfen lässt sich Piraterie mit einem überzeugenden Angebot, das günstig, umfangreich, leicht zu bedienen und somit attraktiv ist für die Nutzer.

Mittwoch, 18. Januar 2012

Grooveshark in Deutschland beerdigt

Mich traf der Schlag, als ich heute wieder die Seite von Grooveshark, dem kostenlosen Musik-Streaming-Portal, aufrufen wollte. Dicht! Geschlossen wegen zu hoher Betriebskosten in Deutschland. Ein zweiter Schlag traf mich, als ich den Grund gelesen habe: Schuld sei laut den Betreibern die GEMA. Wieso wundert mich das nicht? Hatte nicht auch YouTube Probleme mit der GEMA? Auch wenn die GEMA inzwischen die Vorwürfe zurückweist und die Schuld bei Grooveshark sieht, der Zwist zwischen der Internetgemeinde und den Rechteinhabern oder Verwerten bekommt neue Nahrung.

Es ist bekannt, dass die GEMA sich gern als Beschützer der Komponisten ausgibt, nur sehen das viele GEMA-Mitglieder anders. Oft zahlen Künstler mehr ein, als sie einNEHMEN. Sie zahlen also eher aus, werden aber gering ausbezahlt, wenn man so will. Doch so locker das Wortspiel scheint, ist die Situation nicht, denn die GEMA verpulvert die Mitgliedsbeiträge für den aufgeblähten Verwaltungsapparat. Zudem gönnt sie sich zwei Geschäftsstellen, aber nicht in Chemnitz, sondern in München und Berlin-Charlottenburg. Wer hat, der kann.

Kostenlose Musikportale wie Grooveshark, die Musik lediglich abspielen, sich über Werbung finanzieren und dafür hoffentlich Beiträge an die GEMA zahlen, sind eine gute Sache. Sie zeigen, dass es legal funktionieren kann, wenn alle an einem Strang ziehen. Dass sie mit der GEMA den falschen Partner gewählt haben, zeigt sich wieder einmal. Doch hatten sie keine Wahl, sich einen anderen Vertragspartner als die GEMA auszusuchen. Denn diese vertritt in Deutschland die Rechte der Urheber. Leider nicht ausreichend, denn im Interesse der Urheber kann es nicht sein, dass Grooveshark nun vom Netz geht, sodass sich die Nutzer die Musik wieder illegal beschaffen.

Auch bei der GEMA herrscht Profitgier und auch sie macht die gleichen Fehler der Musikindustrie, die dazu führten, dass einst illegale Portale wie Napster und kazaa florierten. Die GEMA hat zwar in ihrer kürzlich veröffentlichten Stellungnahme gesagt, die Betreiber von Grooveshark hätten nie das Gespräch gesucht und weigern sich, überhaupt etwas zu zahlen. Das ist schade, wenn es stimmt, lenkt aber davon ab, dass es zu häufig Diskrepanzen zwischen der GEMA und Musikportalen jeglicher Couleur gibt. Der Konsens wird nicht gesucht, dafür das Thema Piraterie durch die Verwerter einseitig bekämpft.