Die Partei „Alternative
für Deutschland“ machte kürzlich ihrem Namen alle Ehre. Sie hat eine Radioquote
für englischsprachige Musiktitel vorgeschlagen, als Alternative zum üblichen
Radioprogramm. Das Thema ist alt, in Frankreich gibt es seit 1994 eine
Radioquote mit recht großem Erfolg für französische Musiker. Die Franzosen
lieben ihre Sprache halt. Auch in Deutschland wird seit gut zehn Jahren über
eine entsprechende Quote diskutiert.
In Frankreich konnte
man bisher gut leben mit einer Radioquote. Franzosen (auch Spanier und
Italiener) haben ohnehin nicht so ein gestörtes Verhältnis zu ihrer
Muttersprache wie wir Deutschen. Anglizismen bestimmen seit den 1970er Jahren
immer stärker unsere Sprache. Wir shoppen, gehen zu Fotoshootings, posen,
posten Pics bei Facebook, besprechen in Meetings unser Business und briefen
anschließend das Team. Englisch liegt uns im Ohr und „Klatsche mit, wenn du
glaubst, dass Zufriedenheit das Wahre ist…“ klingt doch dämlich auf Deutsch.
Schaut man sich die aktuellen
CD-Verkäufe laut Media Control an, müsste tatsächlich eine Radioquote her.
Gerade einmal zwei deutschsprachige Künstler sind vertreten, sodass wir davon
ausgehen können, dass häufiger die erfolgreicheren, englischsprachigen Titel
gespielt werden. Rufen wir uns aber ins Gedächtnis, wie erfolgreich deutschsprachige
Künstler wie Frida Gold, Ich+Ich, Tim Bendzko oder Sportfreunde Stiller sind,
sehen wir, dass man auch gehört und im Radio gespielt wird, wenn man nicht auf
Englisch singt.
Eine Radioquote ist dennoch
Unsinn und letztlich nutzlos. Nicht unbedingt deshalb, weil sie diskriminiert,
sondern vielmehr deshalb, weil man Hörern nichts aufzwingen kann. Wer gern
Musik in englischer Sprache hört, lässt sich auch durch gehaltvolle deutsche
Texte nicht beeindrucken. Das gilt nicht nur für die Radiohörer, sondern auch
für die Moderatoren oder Verantwortlichen beim Radio, die wahrscheinlich den
Stuss gar nicht verstehen, der ihnen auf Englisch entgegenschallt. Ein Umdenken
muss auch bei den deutschsprachigen Künstlern stattfinden. Ein Adel Tawil macht
es vor und singt auf Deutsch seine Lieder, eine Gruppe wie Mrs. Greenbird singt
hingegen lieber von Shooting Stars & Fairy Tales. Mit Blick auf den
britischen und amerikanischen Musikmarkt trällern deutsche Künstler gern auf
Englisch, scheinen dabei aber zu vergessen, dass Rammstein zeitweilig mit
deutschen Texten größere Erfolge verbuchen konnte, als (der auf Englisch
singende) Robbie Williams.