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Dienstag, 4. März 2014

Eine Radioquote in Deutschland?



Die Partei „Alternative für Deutschland“ machte kürzlich ihrem Namen alle Ehre. Sie hat eine Radioquote für englischsprachige Musiktitel vorgeschlagen, als Alternative zum üblichen Radioprogramm. Das Thema ist alt, in Frankreich gibt es seit 1994 eine Radioquote mit recht großem Erfolg für französische Musiker. Die Franzosen lieben ihre Sprache halt. Auch in Deutschland wird seit gut zehn Jahren über eine entsprechende Quote diskutiert.

In Frankreich konnte man bisher gut leben mit einer Radioquote. Franzosen (auch Spanier und Italiener) haben ohnehin nicht so ein gestörtes Verhältnis zu ihrer Muttersprache wie wir Deutschen. Anglizismen bestimmen seit den 1970er Jahren immer stärker unsere Sprache. Wir shoppen, gehen zu Fotoshootings, posen, posten Pics bei Facebook, besprechen in Meetings unser Business und briefen anschließend das Team. Englisch liegt uns im Ohr und „Klatsche mit, wenn du glaubst, dass Zufriedenheit das Wahre ist…“ klingt doch dämlich auf Deutsch.

Schaut man sich die aktuellen CD-Verkäufe laut Media Control an, müsste tatsächlich eine Radioquote her. Gerade einmal zwei deutschsprachige Künstler sind vertreten, sodass wir davon ausgehen können, dass häufiger die erfolgreicheren, englischsprachigen Titel gespielt werden. Rufen wir uns aber ins Gedächtnis, wie erfolgreich deutschsprachige Künstler wie Frida Gold, Ich+Ich, Tim Bendzko oder Sportfreunde Stiller sind, sehen wir, dass man auch gehört und im Radio gespielt wird, wenn man nicht auf Englisch singt.

Eine Radioquote ist dennoch Unsinn und letztlich nutzlos. Nicht unbedingt deshalb, weil sie diskriminiert, sondern vielmehr deshalb, weil man Hörern nichts aufzwingen kann. Wer gern Musik in englischer Sprache hört, lässt sich auch durch gehaltvolle deutsche Texte nicht beeindrucken. Das gilt nicht nur für die Radiohörer, sondern auch für die Moderatoren oder Verantwortlichen beim Radio, die wahrscheinlich den Stuss gar nicht verstehen, der ihnen auf Englisch entgegenschallt. Ein Umdenken muss auch bei den deutschsprachigen Künstlern stattfinden. Ein Adel Tawil macht es vor und singt auf Deutsch seine Lieder, eine Gruppe wie Mrs. Greenbird singt hingegen lieber von Shooting Stars & Fairy Tales. Mit Blick auf den britischen und amerikanischen Musikmarkt trällern deutsche Künstler gern auf Englisch, scheinen dabei aber zu vergessen, dass Rammstein zeitweilig mit deutschen Texten größere Erfolge verbuchen konnte, als (der auf Englisch singende) Robbie Williams.